Herzog Heinrich II. Jasomirgott by Hanko Helmut

Herzog Heinrich II. Jasomirgott by Hanko Helmut

Autor:Hanko, Helmut
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783534733552
Herausgeber: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt
veröffentlicht: 2014-10-28T16:00:00+00:00


Honor et Gloria – „Die Ehre und der Ruhm unseres geliebtesten Onkels“

Was blieb Heinrich Jasomirgott, wenn er Bayern nicht halten konnte? Die Mark Österreich als geschlossener Herrschaftsbereich – freilich auch als bayerisches Lehen. Die Hergabe Bayerns ohne Kompensation, verbunden mit dem Verlust der Herzogswürde, hätte aber nicht nur die faktische Macht Heinrich Jasomirgotts empfindlich gemindert – sie hätte auch „honor et gloria“, Ehre und Ruhm also, nachhaltig beschädigt. Denn es ging nicht nur um den konkreten Herrschaftsanspruch, sondern auch – und das war mindestens ebenso wichtig – um seine Stellung in der Hierarchie der Reichsfürsten. Verlor er sein Herzogtum, so war er auf die niedrigere Ebene des Markgrafen zurückgeworfen, und zudem würde sein Stiefsohn sein Lehensherr werden. „Wo der Babenberger bis jetzt geboten hatte, da konnte er jetzt nicht gehorchen, mittelalterlich gesehen also die lehensrechtliche Position wechseln.“18 Ehre, das war die „Summe aus Vornehmheit, Ämtern, Besitz, persönlichen Fähigkeiten und Verbindungen“, und ihre Wahrung war nach zeitgenössischem Verständnis sicher wichtig genug, „um ihretwillen viel zu tun, was nach modernen Vorstellungen von Staatsräson unvernünftig gewesen ist.“19 Doch auch wenn man sich die Frage stellt, „inwieweit man hochmittelalterlichen Herrschern rationale Planung und konsequente Umsetzung politischer Pläne unterstellen kann“,20 darf man sowohl bei Friedrich Barbarossa als auch bei Heinrich Jasomirgott in dieser Frage klare Ziele annehmen und zumindest ungefähre Vorstellungen, wie sie zu erreichen seien.

Welche Kompensation Friedrich Barbarossa auch immer zunächst angeboten haben mag, ist unbekannt, aber offenbar reichte sie nicht aus, um aus der Sicht Heinrichs dessen Ehre und Ruhm ungemindert zu lassen. Deshalb leistete er so lange hinhaltenden Widerstand, bis eine für ihn gangbare Lösung gefunden war, auch wenn es längst nicht mehr darum ging, Herzog von Bayern zu bleiben. Zugleich half dieser Widerstand dem Kaiser aber auch dabei, Heinrich den Löwen nicht zu mächtig werden zu lassen: Immerhin verkleinerte sich das Herzogtum Bayern durch die Abtrennung der österreichischen Mark um ein wertvolles Territorium. Und wenn auch die babenbergischen Markgrafen längst „an der Schwelle zur Selbständigkeit innerhalb des Reichsverbandes“ standen und herzogsgleiche Rechte innehatten,21 gehörten sie doch immer noch dem Lehensverband des bayerischen Herzogs an. Gerade ein so machtbewusster Fürst wie Heinrich der Löwe hätte diese Schmälerung des von ihm beanspruchten und ihm versprochenen Herrschaftsbereichs mit Sicherheit nicht ohne Weiteres und freiwillig hingenommen. Eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielte in dem nun folgenden Procedere der durch Otto von Freising bezeugte Wunsch Friedrich Barbarossas, ein „Friedenskaiser“ zu sein, der den Streit um Bayern „ohne Blutvergießen“ beendete.22

So hat möglicherweise Lorenz von Westenrieder recht, der ein heimliches Einverständnis zwischen Heinrich Jasomirgott und dem Kaiser vermutete,23 ausgerichtet auf einen Kompromiss, der alle einigermaßen zufriedenstellen sollte. Unter diesen Auspizien erinnert das Verfahren zwischen 1152 und 1156 ein wenig an ein sorgfältig ausgearbeitetes Drehbuch. Friedrich Barbarossa lotete nach beiden Seiten hin aus, wie weit die Verständigungsbereitschaft ging: Heinrich der Löwe sollte als verlässlicher Bundesgenosse erhalten bleiben, Heinrich Jasomirgott nicht in den bewaffneten Widerstand getrieben werden. Otto von Freising schreibt, dass Mitte September 1156 der Beschluss zur Erhebung Österreichs zum Herzogtum verkündet worden sei, „der schon lange im geheimen bestanden hatte.



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